Presse
02.04.2015, 20:50 Uhr | Gemeindeverwaltung Birkenwerder/ Marita Bauer
Alt werden in Brandenburg und Birkenwerder
Pflegekräfte, Pflegende und deren Angehörige stärken, Seniorengenossenschaft nutzen
Auch wenn wir in Birkenwerder laut Demographie-Studie der Bertelsmann-Stiftung derzeit mit einem Durchschnittsalter von 44 Jahren viel jünger als der Durchschnitt in Brandenburg sind, gibt es trotzdem schon heute Handlungsbedarf beim Thema Pflege. Darum organisierte die Konrad-Adenauer-Stiftung ein entsprechendes Forum am 14.03.2015 im Rathaussaal Birkenwerder.
Als Moderator hatte die Konrad-Adenauer-Stiftung den Altstipendiaten Thomas Steins aus Birkenwerder ausgesucht. "Ich freue mich über diesen fruchtbaren Austausch aus pflegerischer Praxis, guter Ausbildung, zu den Perspektiven der Pflegedienste und Kassen sowie zur Verbesserung der Pflege und Beruf und den guten Ansätzen der Seniorengenossenschaft. Die Pflegenden und Gepflegten müssen im Mittelpunkt aller Entscheidungen stehen", fasste Thomas Steins zusammen. Er freute sich mit dem Leiter der KAS Brandenburg Stephan Raabe über das rege Interesse an der gemeinsam organisierten Veranstaltung sowie über die lebhaften Diskussionen. Der Studientag der Konrad-Adenauer-Stiftung zeigte Fortschritte und Probleme der Pflege auf. Fachleute verschiedener Bereiche referierten und diskutierten mit dem Publikum, wie die Pflege gestaltet werden kann unter Berücksichtigung dieser Eckdaten: 2011 gab es 96.000 zu Pflegende, in absehbarer Zeit werden es 163.000 sein. Noch, so der ehrenamtliche Geschäftsführer Manfred Helbig von „Medi-Mobil“ Birkenwerder, könnten von ihnen alle Anfragen angenommen werden. Jedoch fehle es für die zukünftigen Aufgaben an Personal. Ein jährlicher Anstieg um 6% macht deutlich, dass Pflege ein wichtiges Thema der Gegenwart ist. Die Begrüßungsworte von Frau Kristy Augustin (MdL) zeigten bereits schon zu Beginn, dass das Thema Pflege nicht immer vom grünen Tisch aus angegangen wird, sondern vor Ort in den Einrichtungen von einigen Politikern konkret analysiert wird. Doch zufriedenstellend sei das noch nicht. Die Pflege erfolgt zumeist vor Ort, so dass die Landkreise und die Kommunen gefordert sind, die pflegenden Angehörigen zu unterstützen, Pflege zu organisieren. Was von der Bundesregierung mit dem neuen Pflegestärkungsgesetz vorgesehen ist, war das Vortragsthema von Dr. Clemens Kuhne (ikk). Neue Bewertungsrichtlinien und Maßnahmen zur Unterstützung der Angehörigen zählte er auf. Carsten Saß (Beigeordneter und Dezernent für Bildung, Kultur, Jugend, Gesundheit und Soziales im Landkreis Dahme-Spreewald) berichtete, wie in seiner Region Pflege organisiert wird. Regionale Unterschiede wurden diskutiert und vor allem, worin diese begründet sind. So hat die Bevölkerungsstruktur einen maßgeblichen Einfluss daran, welche Schwerpunkte bestehen. Demographische Untersuchungen zeigen auf, dass in Deutschland zu wenig Kinder geboren werden. Außerdem sind viel zu wenig junge Menschen daran interessiert, einen Beruf auf diesem Gebiet zu ergreifen. Kajus Riese (Leiter der AGUS Altenpflegeschule Neuruppin, Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft der Altenpflegeschulen im Land Brandenburg e.V.) erläuterte die aktuellen Probleme und Initiativen bei der Gewinnung junger Menschen für einen Pflegeberuf. Im Land Brandenburg herrschten, wie Herr Riese berichtete, sehr hohe Anforderungen an die Ausbildung in Pflegeberufen. Die Diskrepanz hinsichtlich der Fragen Tarifvertrag, Ausbildungskosten jedoch sollte umgehend angegangen werden. Was können die Bürger selbst tun? Ingo Hansen, Landesvorsitzender der Senioren-Union Brandenburg, berichtete von seinem vor sechs Jahren begonnenen Engagement zur Gründung einer Seniorengenossenschaft. In Oberhavel nun, mit derzeitigem Sitz in Birkenwerder in den Räumen von „Medi-Mobil“, konnte im Januar eine Seniorengenossenschaft gegründet werden, deren Leitung Marion Kinzinger ehrenamtlich übernommen hat. Informationen finden Sie unter seniorengenossenschaft-oberhavel.de/hp/ Im Rathaussaal waren kaum Stühle frei, Menschen unterschiedlichen Alters verfolgten interessiert diesen Studientag, stellten Fragen, nannten Probleme, entwarfen Vorschläge. Auch wenn es, wie Manfred Helbig kritisierte, noch keinen Masterplan gibt, einen drohenden Pflegenotstand zu verhindern, machte diese Runde Mut dahingehend, dass dieses Thema nicht unter den Tisch gekehrt wird und von vielen konstruktiv angegangen wird. Und wie so oft zeigt sich auch bei diesem Thema, dass Ehrenamt von großer Bedeutung ist vor allem beim Lösen sozialer Aufgaben. Zum Abschluss konnte auch Inklusionsexperte Michael Wolter zusammenfassend sagen, dass diese Diskussion viele Anstöße gab und der Hinweis einer ehemaligen Physiotherapeutin, dass Menschen vom Schreibtisch und aus der Praxis verzahnter miteinander arbeiten müssten, zumindest in dieser Veranstaltung schon umgesetzt worden ist. Text/Foto: Marita Bauer für die Gemeindeverwaltung Birkenwerder
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